In den letzten Jahren haben viel ERP-Anbieter ihre Investitionen in Cloud- und SaaS-Lösungen (Software as a Service) in Ihrem Marketing und Ihren Vertriebsorganisationen ausgebaut. Dies zeigt inzwischen Wirkung. Die Nachfolgende Statistik zeigt die Veränderung der Einstellung zu Cloud Computing und dem Einsatz in Unternehmen von 2013 bis 2016
ERP Software in der Cloud versus eigen gehosteter Software (On Premise)
Anmerkung: dieser Artikel enthält einige Fachbegriffe, diese sind am Ende des Artikels erläutert.
In den letzten Jahren haben viel ERP-Anbieter ihre Investitionen in Cloud- und SaaS-Lösungen (Software as a Service) in Ihrem Marketing und Ihren Vertriebsorganisationen ausgebaut. Dies zeigt inzwischen Wirkung. Die Nachfolgende Statistik zeigt die Veränderung der Einstellung zu Cloud Computing und dem Einsatz in Unternehmen von 2013 bis 2020. Neuere Zahlen zeigen, daß sich dieser Trend verstärkt. Die Vor- und Nachteile des Cloud Computings haben wir in einem extra Artikel beschrieben.
Akzeptanz von Cloud Computing in Unternehmen nimmt zu
Sicher haben die Cloud- und SaaS-ERP-Systeme in den letzten Jahren stetig zugenommen, dennoch sind Bereitstellungen vor Ort (also eigene Rechnerinfrastruktur) immer noch die am häufigsten verwendeten Bereitstellungsmodelle.
Dies hat viele Ursachen, die wir in Gesprächen mit unseren Kunden immer wieder hören. Meist sind es mangelndes Vertrauen in die Datensicherheit, ein Unbehagen die eigenen Unternehmensdaten aus dem Haus in fremde Hände zu geben und auch eine generelle Scheu vor einer möglichen Instabilität des Internets bzw. der Datenleitungen. Es gibt noch viel mehr einzelne Argumente die wir gehört haben. Aber dies waren die häufigsten.
Es kann sich aber, – unabhängig der kritischen Argumente, – aus unserer Sicht schnell ändern. Wenn die Nachfrage nach IT Spezialisten weiterhin so zunimmt, kann es sein, dass allein aus diesem Grund es sehr schwer wird ein eigenen Rechenzentrum mit dem notwendigen Personal auszustatten. Dies gilt vor allem für mittlere und kleinere Unternehmen, die im Wettbewerb um Fachkräfte gegenüber den großen Brands sich enorm anstrengen müssen.
Ein interessantes Phänomen ist im Markt zu beobachten: die großen Anbieter von ERP Software beginnen ihre brandneuen Flagship-Produkte neu – und zwar genau auf Cloud-Lösungen zugeschnitten – zu entwickeln. Die Marketingmaschinen laufen: ERP Software in der Cloud – und die meisten Probleme sind gelöst. Dies kann dazu führen, dass andere Lösungen gar nicht mehr möglich sind. Das Unternehmen Adobe beispielsweise hat sich komplett vom Kaufmodell ihrer Software verabschiedet und bietet nur mehr Mietmodelle an. SAP treibt SAP S4 HANA voran, während Oracle seine Oracle Cloud-Lösung vorantreibt und Microsoft Dynamics auf Microsoft Dynamics 365 all-in aufbaut. Auch Infor setzt seine CloudSuite-Lösung als Flaggschiff-Lösung ein. Sicherlich wird es dazu führen, dass andere, kleinere Anbieter nachziehen werden. Damit wird es neue Fragen im Hinblick auf die Ausgestaltung von Schnittstellen zwischen Programmen geben, die noch im Eigenbetrieb laufen und solche, die in einer Cloud betrieben werden.
Cloud-Lösungen sind für Anbieter profitabel.
Nur weil SaaS- oder Cloud-Lösungen für Softwarehersteller am profitabelsten sind, heißt das nicht, dass es die beste Option für jedes Unternehmen ist. Es bedeutet auch nicht, dass es eine schwarz – weiß, sich gegenseitig ausschließende Entscheidung sein muss, welche Sie treffen müssen. Wir haben für Sie dazu eine Publikation zu 4 Vor-und Nachteile des ERP-Cloud Computing erstellt.
5 Schritte, um sicherzustellen, dass Sie die richtige Entscheidung auswählen können:
1. Informieren Sie sich über die Vor-, Nachteile, Risiken und Kompromisse jeder Lösung
Egal welchen Weg Sie gehen, es wird immer Risiken und Kompromisse geben müssen. Keine Lösung ist perfekt. Beispielsweise können SaaS- und Cloud-Lösungen aus einer reinen Technologieperspektive einfacher bereitgestellt werden, aber auch Ihre Flexibilität einschränken. Bei der ERP-Auswahl der richtigen Lösung müssen Sie Ihre Ziele priorisieren und die Vor- und Nachteile Ihrer Optionen im Hinblick auf diese Ziele bewerten.
2. Machen Sie sich bewusst, dass Software-Verkäufer voreingenommen sind
und zunächst nur die Interessen des eigenen Softwarehauses vertreten. Vertriebsmitarbeiter und Verkäufer sind immer zu einem gewissen Grad voreingenommen – ein Grund, warum unabhängige ERP-Berater und ERP Consulting in solche Entscheidungsprozesse einbezogen werden. Durch die zunehmende Komplexität der Software und die hohe Integration der Software an sich, müssen Entscheidungen exzellent vorbereitet werden. Risikomanagement ist ein wichtiger Bestandteil in dieser Phase der ERP Beratung.
Dass Vertriebsbeauftragte der Softwarehäuser kommunizieren, dass ihre Cloud-Lösungen die einzigen sind, die in Zukunft unterstützt werden kommt immer wieder vor. Wir stellen aber bei genauer Prüfung oftmals fest, dass dies eher auf Eigeninteresse als auf Wahrheit oder Realität beruht. Hier scheinen auch Provisionsregeln ihre Wirkung nicht zu verfehlen. Anbieter, Value-Added-Reseller (VAR) und Systemintegratoren fokussieren ihre Vertriebsmitarbeiter deutlich mehr für SaaS- und Cloud-Lösungen als auf eigen gehostete Lösungen, nicht weil sie für die Kunden am besten sind, sondern weil sie für die Anbieter am profitabelsten sind.
Es ist wichtig, dieses Vorgehen zu erkennen, um der Verkaufsaussage ein wenig die Schärfe zu nehmen und um näher an der Realität zu bleiben.
3. Vermeiden Sie es, in die Ecke gedrängt zu werden.
Auch wenn bestimmte Verkäufer und VAR-Vertriebsmitarbeiter Ihnen möglicherweise sagen, dass nur eine ihrer Lösungen realisierbar ist, gibt es immer Alternativen.
Aber es gibt immer einen Weg, die gewünschte Software zu erwerben, selbst wenn der erste Versuch nicht funktioniert. Wir kenne eine Vielzahl von Systemintegratoren und VARs, die weiterhin Lösungen wie die von Microsoft Dynamics on Premise, Infor Syteline und andere nicht-Cloud-Lösungen verkaufen und unterstützen. Dies sind alles brauchbare Lösungen, und obwohl die Hersteller es nicht immer zugeben werden, haben sie wegen der großen Installationsbasis Roadmaps, die zehn und mehr Jahre umfassen.
4. Berücksichtigen Sie hybride Optionen
Hybrid-Lösungen werden immer rentabler, da Unternehmen erkennen, dass Cloud versus On-Premise kein Alles-oder-Nichts-Angebot ist. Nennen Sie es zweistufiges, postmodernes ERP System, Best-of-Breed oder was auch immer Sie möchten. Entscheidend ist, dass ein Konzept erstellt wird, welches Ihnen ermöglicht, eine große Flexibilität zu erhalten, wie die unterschiedlichen Systeme eingesetzt werden können.
In diesem Zusammenhang gibt es unterschiedliche Lösungen wie zum Beispiel das Hosten einer eigenen ERP mit Funktionen im Rahmen von Finanzbuchhaltung (FIBU) Anlagebuchhaltungen und auch der Stammdatenverwaltung sinnvoll ist. Gleichzeitig aber Cloud Lösungen wie zum Beispiel CRM oder Lohn und Gehalt oder Design aus der Cloud zu beziehen.
Es ist wichtig, alle Optionen, die für Ihr Unternehmen in Frage kommen, zu berücksichtigen und einen technologieunabhängigen Ansatz zur Definition Ihrer digitalen und IT-Strategie zu wählen.
5. Starten Sie nicht ohne eine solide Digital-, IT- und ERP-Strategie
Jede Entscheidung, die Sie treffen, sollte im Kontext einer übergreifenden Digital-, ERP- und IT-Strategie erfolgen. Nehmen Sie sich die Zeit, um Ihre Strategie im Voraus zu definieren, überlegen Sie sich Ihre Alternativen, gewichten Sie die Risiken und Kompromisse, erstellen Sie einen Business Case, definieren Sie einen Geschäftsplan und integrieren Sie andere Aspekte einer erfolgreichen Strategie. Ihre Entscheidungen werden im Rahmen Ihrer übergeordneten Strategie und Ihres Plans wesentlich erleichtert.
Vor allem, lassen Sie bei der gesamten IT Definition nicht die Kundenanforderungen aus den Augen. Sie sind die Gründe, weshalb sie Investitionen in ERP oder IT Systeme tätigen
Wenn Sie diese fünf Punkte beachten, werden Sie mit großer Wahrscheinlichkeit die richtigen Cloud-, SaaS- und oder On-Premise-Lösungen finden, die am besten zu Ihren Anforderungen passen.
Fazit
- ERP Software in der Cloud: Erstellen Sie sich eine klare Übersicht über die Vor- und Nachteile jeder Lösung – On Premise, in der Cloud und als hybride Lösung.
- Holen Sie sich unabhängigen Rat und bewerten alle Optionen.
- Seien Sie sehr kritisch gegenüber den Aussagen von Softwarevertriebsmitarbeitern wenn es um die Zukunftsfähigkeit der angebotenen Lösungen geht.
- Berücksichtigen Sie die Anforderungen Ihrer Kunden und Lieferanten im Rahmen einer Anbindung und zur Verbesserung der Supply Chain
Glossar – Erklärung der Fachbegriffe
Software as a Service (SaaS) ist immer mit dem betreiben von Software bei einem externen Dienstleister verbunden. Sie ist ein Teilbereich des heute sogenannten Cloud Computings. Es bedeutet, dass die IT Infrastruktur bei einem externen Dienstleister betrieben wird und vom Kunden als Dienstleistung genutzt wird.
Cloud Computing ist der Begriff für die Bereitstellung von IT Infrastruktur und Software bei einem Dienstleister über das Internet. Dies kann Rechnerleistung (Server), Speicherplatz oder Anwendungssoftware sein (ERP Software oder Mail-Programme als Beispiel)
On Premise bedeutet, dass der Kunde (Lizenznehmer) Software kauft oder mietet und sie im eigenen Rechenzentrum (On Premises) betreibt.
Best of Breed bezeichnet einen Ansatz und Philosophie, dass für jeden Anwendungsbereich von Software für ein Unternehmen die bestmöglichste Lösung zu suchen und zu implementieren ist. Dabei werden die jeweilig besten Lösungen von Anbietern zu einer umfassenden Lösung zusammengeführt.
Value Added Reseller (VAR) werden Wiederverkäufer genannt, die vor allem in der IT Industrie ein bestehendes Produkt (Software) in sein Verkaufsprogramm aufnimmt, es implementiert (also Mehrwert hinzufügt) und als neues Produkt oder Paket in den Markt bringt. Dies geschieht oft bei Standard Software wie ERP Systemen, die dann von Softwarehäusern zu Branchenpaketen ausgebaut und als Branchenlösung, basierend auf einer Standardsoftware verkauft werden.